Das Tal der Tränen

Wie bei jedem Abenteuer, gibt es eine Talsohle, welche durchschritten werden muss, ansonsten kann es nie bergauf gehen! Bei der Restaurierung dieses Motorrades ist es die Demontage und die Sichtung der Teile.
Alles ist dreckig und versifft, korridierte und festsitzende Schrauben und Lagerschalen nerven ohne Ende und mit jedem Teil, welches man demontiert hat, kommt eine neue Überraschung hinzu. Leider sind dies mehrheitlich unangenehme Überraschungen - unnötig zu erwähnen, dass diese Überraschungen das Geld wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen lassen.

Ein komplett neues Vorder- und Hinterrad inklusive neuer Bereifung, sowie neue Gabelstandrohre gehören sicherlich zu den markanten Kostenposten. Die vielen Kleinteile jedoch summieren sich ebenso gewaltig auf. Im März konnte ich zu fast allen Paketboten ein schon fast freundschaftliches Verhältnis pflegen, sooft sah man sich. Ich weiss schon, warum ich mir nie die Mühe mache, einmal alle Portokosten zusammenzuzählen.
Bei manchen Dingen muss man kompromisslos vorgehen, so z.B. bei der Bremsanlage oder des Antriebes. Hier würde man am falschen Platz sparen. Man muss sich nur das Bild betrachten, welche Gulaschsuppe sich in den Bremskolben befand. Ob dass nun der Dreck der vergangenen 40 Jahre ist oder ob man DOT4 und DOT5 gemischt hat, lässt sich schwer sagen. Wie auch immer, das Zeugs gehört da nicht hin.

Zuerst haben Erich und ich den Sattel- sowie den Endtopfhalter hergestellt. Für den Ölfilter musste auch noch eine neuer Platz gefunden werden, die bisherige Befestigung war hochgradig kriminell. Anschliessend erfolgte gemäß Plan die deprimierende und destruktive Drecksarbeit, d.h. die Demontage des Motorrades. Das Lösen der Mutter für das Antriebsritzel auf der Kurbelwelle war ein Zwei-Mann-Job. Als alles demontiert war, konnten Mitte März Rahmen, Schwinge und alle weiteren Teile zum Sandstrahlen und Pulverbeschichten gebracht werden.
Nun waren die Blechteile an der Reihe. Das Rücklicht und der Kennzeichenhalter für den hinteren Fender wurden gebohrt und der Tank mit unkonventionellen Mitteln, d.h. mit einem Fahrradschlauch auf Dichtigkeit getestet. Man bemüht sich halt im Rahmen seiner Möglichkeiten. Danach wurden die Blechteile zum Lackierer gebracht.
Damit es beim Lackieren keine Verzögerungen gab, musste nun das Tankdesign entworfen werden. Ich hatte mich damit schon seit Dezember beschäftigt. Inspiriert von den Musclecars der 60er, insbesondere des Ford Mustang Shelby 350 GT, wollte ich zu der Blaumetallic-Lackierung einen weissen Kontrast setzen.
Ein Werbegrafiker erstellte die lasergeschnittenen Tankaufkleber und der Lackierer überzog diese später mit mehreren Schichten Klarlack. Hier zahlte es sich definitiv aus, dass der Werbegrafiker als auch der Lackierer Meister ihres Faches sind. Beides ging sehr geschmeidig von der Hand - ich hatte mit wesentlich mehr Problemen gerechnet.

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