Kaputt ist, wenn man aufhört zu reparieren.
Tja, so ist das nun mal mit den Leichen im Keller. Irgendwann ist es dann so weit - dann stehen sie vor einem. An einem sonnigen Novembersamstagnachmittag hat der Rosenheimer SL-Treiber die (letzte?) Chance in diesem Jahr ergriffen und eine Ausfahrt gemacht.
Nachdem die Berge momentan an sonnigen Wochenenden wegen Überfüllung geschlossen sind, habe ich mich in Richtung Norden bewegt. Somit den SL 350km und 5 Std Landstraße genossen - naja fast - die Leiche nicht zu vergessen.
Es geht um das Taktgefühl, bzw. der Verlust dessen. Ich rede vom Fahrtrichtungsanzeiger. Hatte seit zwei Jahren immer wieder Ärger gemacht. Mal geht er, mal geht er nicht...
Den Warnblickschalter hatte ich schon ausgebaut, zerlegt, die Kontaktflächen gereinigt, gefettet und zusammengebaut. Das volle Programm halt. Hat nur nichts gebracht - zumindestens nicht dauerhaft. Irgendwann klingelte die blöde Leiche wieder an der Türe.
Bei genauerer Betrachtung viel Folgendes auf: Zu Beginn der Fahrt zeigte sich der Impulsgber von seiner taktvollen Seite. Im weiteren Verlauf gab es dann nur noch ein Dauerleuchten - Ami halt! Bei der erwähnten sinnlosen Ausfahrt gab es oftmals 3-4 Blinkintervalle und dann war wieder Dauerleuchten angesagt.
Somit war jetzt das Blinkrelais dran, oder auch Impulsgeber genannt.
Durch den linken Lautsprecher konnte ich das senkrecht stehende Relais auch mit meinen Pratzen gut erreichen. Das Relais trägt die Nummer 000 821 09 63. Herstellungsdatum ist mit 1/86 angegeben. Könnte sich also um das Orschinol-Relais handeln. Aber wenn es immer wieder aus dem Takt gerät, dann hilft alle Originalität nichts...
Das Gehäuse lässt sich zerstörungsfrei öffnen. Die beiden Kondensatoren sind natürlich die Hauptverdächtigen. Bevor ich jetzt aber auf gut Glück die Elektrolyt-Kondensatoren tausche, wollte ich die Schaltung mit dem Telefunkten-IC U243B doch besser verstehen. - Inschenör halt...
Das Datenblatt kann man sich im Netz herunterladen. Den Schaltplan - sind ja nur wenige Bauteile - hat man schnell zusammen.
Bei näherer Betrachtungsweise konnte dann doch noch eine kalte Lötstelle ausfindig gemacht werden - auf dem Weg vom Kontaktstift zur Platine - wie üblich. Natürlich hat das blöde Teil auf dem Werktisch einwandfrei funktioniert. Aber die kalte Lötstelle passt prima zum Fehlerbild.
Die beiden Kondensatoren habe ich getauscht und alle Lötstellen nachgelötet. Somit sollte die nächsten 30 Jahre diesbezüglich nichts mehr passieren. Die Blinkfrequenz habe ich ebenfalls überprüft - nicht dass man sich aufgrund der Kapazitätstoleranz sich etwas Hektisches am Fahrzeug einfängt. 80 Blinkimpulse pro Minute - das passt prima. In der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO)
- § 54 Fahrtrichtungsanzeiger - Absatz 1 wird verkündet:
Die Fahrtrichtungsanzeiger müssen nach dem Einschalten mit einer Frequenz von 1,5 Hz ± 0,5 Hz (90 Impulse ± 30 Impulse in der Minute) zwischen hell und dunkel sowie auf derselben Fahrzeugseite - ausgenommen an Krafträdern mit Wechselstromlichtanlage - in gleicher Phase blinken.
Morgen Nachmittag soll es ja auch noch sonnig sein - könnt man ja mal ausprobieren fahren...