Man umgebe mich mit Luxus. Auf das Notwendige kann ich verzichten. (Oscar Wilde)

Einen Mercedes! Ja, warum denn nicht. Aber es gibt meines Wissens nur ein V8-Cabrio-Modell von Mercedes, welches werksmäßig über ein Schaltgetriebe verfügte. Der Mercedes 350SL der Baureihe W107. Das letze Mal, als ich ein W107-Cabrio aus der Nähe sah, war es nicht wirklich Liebe auf den ersten Blick. Aber manchmal muss man halt zweimal hinschauen! Je mehr ich begann, mich mit der Baureihe zu beschäftigen, desto mehr gefiel mir die Form und Linienführung. Auch war schnell klar, dass es ein Fahrzeug aus den 80'er Jahren sein soll, keines aus der Anfangszeit der 70'er.

Die krampfhafte Suche nach einem geeignetem Exemplar wurde duch die Aussage meines Freudes Joachim beendet. Als Qualitätsauditor bei Mercedes tätig, riet er mir im Vertrauen von den Schaltgetrieben ab. Die Automatikgetriebe wären definitiv die bessere Wahl. Danach ging es schnell bergauf - zuerst bei den 500er geschaut um letztendlich bei den 560er mit der werksmäßigen (Fast-)Vollaustattung anzukommen.

Weil der 560er nur in den Export ging, reden wir letztendlich auch wieder von einem Ami (nebst den Japanern und den Aussies). Kurz die Sinnhaftigkeit eines Eigenimports mit den Risiken und Kosten beurteilt um mich dann für einen Kauf im Inland zu entscheiden. Mit Wissen aus Literatur und Internet bewaffnet, ging es daran einen Verkäufer meines Vertrauens zu finden. Das Auto kann ich aufgrund fehlendem Fachwissen sowieso nicht bis auf die letzte Schraube beurteilen, also schaue ich mir gerne die Person genauer an. So habe ich es bisher immer gehalten und bin nie schlecht damit gefahren.

Irgendwann habe ich dann in den Relax-Modus geschaltet und habe das Ganze auf mich zukommen lassen. Irgendwann wird schon die richtige Annonce erscheinen. Man konnte ja wahrlich nicht von einer Notlage sprechen.
Genau - Nautikblau-Metallic (Code 929) mit braunem Lederbezug (Code 274A). das war die Annonce um die es ging. Das Fahrzeug wurde vom Besitzer an Motor, Getriebe und Fahrwerk restauriert, in der Original-Farbe neu lackiert und bereits auf EU-Look umgebaut. Am Telefon machte der Verkäufer einen ehrlichen und vertrauenserweckenden Eindruck.
Eine Woche später im Taunus - genauergesagt in Oberursel - hat es sich am 17. März 2017 dann zugetragen. Ein schwäbisch-bayerischer Tempeldiener und ein griechischer Sternenwagenhändler wurden sich handelseinig. Ja, eine Probefahrt wurde gemacht, ja man hat das Auto auf der Hebebühne von unten inspiziert. Aber letztendlich war doch wieder der Nasenfaktor ausschlaggebend - Vertrauenssache halt.

Mit einer Mischung aus Freude und Ungewissheit gings es nun die knapp 500km heimwärts. Freude, weil mir das Fahrzeug sehr gut gefallen hat - dunkelblaumetallic und braunes Leder sehen einfach sehr edel aus. Ungewissheit, weil mir noch nicht in Gänze klar war, auf was ich mich eingelassen habe.
Das Fahrzeug lief sehr gut. Ich hatte mit meiner Körpergröße gut Platz und irgendwie fühlte ich mich heimisch in dem Cockpit. Das lag wohl auch an meinem geliebten 300D W124'er - der ohne Genehmigung des Eigentümers den Besitzer wechselte. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Spät abends bin ich dann in Rosenheim eingetroffen. Eine Warnlampe für die Kühlerflüssigkeit hatte kurz vor der Ankunft angefangen zu flackern.

560SL
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